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Die Freuds. Biografie einer Familie   

Die Freuds. Biografie einer Familie


Eva Weissweiler

Gebundene Ausgabe. Kiepenheuer & Witsch 2006-02-01.
ISBN 9783462036176
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Präsentation des Verlages

Tussy Marx, Clara Schumann, Fanny Mendelssohn. Eva Weissweiler hat sich darauf spezialisiert, Frauen aus dem biografischen "Schatten" ihrer berühmten Männer, Brüder, Väter etc. herauszulösen, um ihnen endlich den gebührenden Platz im Scheinwerferlicht der Historie zuzuweisen. Dies stieß bei der Kritik nicht überall auf Begeisterung. "Feministische Vereinnahmung", "frauenspezifischer Ansatz"; mehr eigenen Zwecken dienende Fiktion denn Fakten, wurde unterstellt. Dem Vorwurf der Subjektivität entgegnete sie im Interview: "Wir, philologische Biographen von Gottes Gnaden, legen unsere geheuchelte Objektivität ab und schreiben wie normale Menschen". Und dieser normale Mensch, dies wird schnell offenbar, hat für den Vater der Psychoanalyse wenig übrig.

Schon merkwürdig, wie die Biografiegeschichte sich jahrelang Leben und Lehre Freuds bis ins kleinste Krankheitsdetail hinein innigst widmete und die Menschen um ihn herum vernachlässigte, ja geradezu ausklammerte. Und wie schnell fündig Eva Weissweiler wird. Bereits auf den ersten Seiten präsentiert sie den jugendlichen Sigmund als künftigen Patriarchen und Zuchtmeister, der auf seine 16-jährige Schwester Anna einschlägt, als diese ihre Heiratspläne mit ihrem fast 60-jährigen Großonkel Nathanson bekanntgibt. Die erste Feindin in der Familie. Es sollte nicht die einzige bleiben. Gerade achtzehn geworden, hatte Freud beschlossen, der Liebe zu entsagen. Frauen galten ihm als "kristallisiertes Gift der Langeweile", wie er einem Freund schrieb. Dokumentiert in einem fast schon liebevoll gehegten Hass auf seine fünf Schwestern. Später sollte er Frauen, im Gegensatz zum Mann, das Über-Ich kategorisch absprechen.

Die Autorin, hochgerüstet mit bislang unveröffentlichtem Briefmaterial, kriecht in ihre Protagonistinnen förmlich hinein – und lässt sich nicht selten zu Spekulationen hinreißen, so in der nicht verifizierten Affäre Freuds mit Schwägerin Minna und deren angeblicher Abtreibung. Durchaus überzeugend und lebendig aber gelingt Eva Weissweiler die Zeichnung einer tragikumflorten Familie und ihrem kalten Fixstern, der bis heute sichtbare Wunden in seinen Nachkommen hinterließ. Der große Analytiker, der in seinem Beruf das Innerste des Menschen nach außen zu holen pflegte, ließ im Privaten – gefangen im Korsett überholter Traditionen –, die Seelen seiner Nächsten förmlich verkümmern. Eva Weissweiler hat sie wieder groß gemacht. Und Freud merklich kleiner. --Ravi Unger



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