Präsentation des Verlages
Die Kinder "traten mit eingewurzelter Krätze ein, daß sie kaum gehen konnten, viele mit aufgebrochenen Köpfen, viele mit Hudeln, die mit Ungeziefer beladen waren, viele hager wie ausgezehrte Gerippe, gelb, grinsend, mit Augen voll Angst und Stirnen voll Runzeln des Mißtrauens und der Sorge ..." So lange ist es noch gar nicht her, daß Johann Heinrich Pestalozzi (1746 -- 1827) sehen mußte, was ihn antrieb und zu einem Klassiker machte.
Berichte wie den seinen dokumentiert dieses Lesebuch zwar nur wenige, Theorie überwiegt. Aber auch das ist spannend: Den Werdegang einer Wissenschaft nachzulesen, die aus grauenhaften Zuständen dort keimte, wo heute Wohlstand wächst. Die noch vor 150 Jahren langatmig begründen mußte, warum elende Kinder eine "Rettungsanstalt" wie das Raue Haus in Hamburg brauchten -- während heute in derselben Stadt das gescheiterte Resozialisieren von "Crashkid Dennis" die Erlebnispädagogik blamiert.
Ideen hinter sozialen Taten zeichnet dieses Buch nach; indes nur bis in die 70er Jahre hinein, was den Herausgebern aber schon als "provokant" erscheint -- können zwei Jahrzehnte junger Texte klassisch sein? Die Herausgeber haben gut daran getan, schließlich markiert "klassisch" eine Hochphase, und sie weisen zu Recht auf den "besonderen Schub" hin, den die Sozialpädagogik in den Siebzigern erlebte, als "kritische Wende zwischen Love-Story und deutschem Herbst".
Über ihre Auswahl läßt sich streiten, aber das gilt bekanntlich für jede Auswahl, und die Herausgeber wollen ebendiesen Diskurs anregen. Dafür haben sie "zentrale, bisher verstreute und zum Teil nur schwer zugängliche, in Text geronnene Überlegungen" gesammelt, was von der "Problematik des Sozialbeamtentums" über die "geistigen Energien der Jugendwohlfahrtsarbeit" bis zur Frage "Alltagshandeln und Sozialpädagogik" führt: Eine zumindest abwechslungsreiche Lektüre, die auch dem Praktiker noch einige Denkanstöße serviert. --Frank Rosenbauer
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KlassikerInnen der Sozialen Arbeit
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