Präsentation des Verlages
Wie ergeht es den Delirierenden im Reich der Symbole, das das Reich der Realität so unheimlich aus den Angeln zu reißen vermag? Das Interessante ist, daß sich Psychotiker innerhalb ihrer Psychose meist gar nicht unwohl fühlen. Die Bedeutungsschwere aller Handlungen gibt ihnen das Gefühl, ganz klar den tieferen Sinn allen Seins offenbart zu bekommen. So einige Psychiater folgen mit Ehrfurcht den Berichten ihrer Patienten, in denen viel geheimes Wissen zu liegen scheint. Doch bei aller Faszination, die von der schillernden Seite des Wahns ausgeht, wenn man das Leid der Betroffenen betrachtet, scheint in der apokalyptischen Krise zuviel des Guten zu passieren und sie unfähig zu machen, das "diesseitige" Leben für die Zeit der akuten Psychose, und einige Zeit danach, im Griff zu behalten.
Die Journalistin Irene Stratenwerth hat sie interviewt, die verwirrten und dabei sehr kreativen, intelligenten und trotzdem überwiegend "normal" lebenden oder geheilten Menschen. Sie läßt sie in ihrem Buch selbst sprechen oder auch selbst schreiben und sie möchte, daneben, daß Psychosen durchaus heilbar sein können, vor allen Dingen vermitteln, wie wichtig es ist, Brücken der Kommunikation zwischen den "Normalen" und den "Verrückten" zu bauen.
Wie kann man den Wahn als Wegweiser durch das Leben nutzen? Wie hilft man einem Gefährdeten am besten, wenn sich wieder ein psychotischer Schub ankündigt? Wie findet man den Sinn im Wahn und lernt, den Unsinn darin zu akzeptieren? Diese und andere brennende Fragen werden in den Erfahrungsberichten der Frauen, die hier zu Wort kommen, beantwortet. Daneben ist das Buch ein Appell an alle psychiatrischen Kliniken, deren Behandlungsmethoden bis heute teilweise erschreckend sind und viele psychisch Angeknackste augenscheinleich erst zu richtigen Psychotikern werden lassen. Verwahrung, Fesseln, Medikamente. Zweifellos hat alles zur richtigen Zeit und in den richtigen Maßen seine Berechtigung und bestimmt herrschen nicht mehr solche katastrophalen Zustände, wie noch vor einigen Jahrzehnten. Trotzdem hat Jutta Jentges Stimme sicherlich für viele noch eine starke Bedeutung, wenn sie ausruft: "[...] wenn ich brenne lichterloh, bringt Wasser, aber keinen Chemieschaum", und wenn sie das, was normal sein soll, in Frage stellt: "Ich wollte meinen Wahnsinn nicht als Krankheit sehen und will das auch heute oft nicht. Ich sehe meine Krankheit nicht ein, wenn alle anderen sich für gesund halten -- in einem System, das so kaputt und krank ist wie das "Gesundheitssystem" dieses Landes. Weshalb übt die Gesellschaft keine Krankheitseinsicht? Die Psychiatrie sollte ihre Krankheit einsehen, dann sehe ich meine auch ein." --Daphne Großmann
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Wahn und Sinn. Verrückte Lebenswege von Frauen
Buchrezensionen » Wahn und Sinn. Verrückte Lebenswege von Frauen
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