Präsentation des Verlages
Angela Merkel ist so etwas wie das schwarze Schaf der Familie. Ihre Mutter ist Kommunalpolitikerin bei den Sozialdemokraten, der Bruder engagiert sich beim Bündnis 90/Die Grünen, und auch der Vater, Horst Kasner, steht in offenem Widerspruch zu den neoliberalen Positionen seiner Tochter. Nicht gerade der familiäre Hintergrund, den man von einer CDU-Vorsitzenden erwarten würde. Und vielleicht einer der Gründe, warum sie über ihr Privatleben so beharrlich schweigt.
Auch Jacqueline Boysen hat keine autorisierte Biografie Angela Merkels vorgelegt. Anders als bei ihrem "politischen" Biografen Wolfgang Stock, der freilich die Familie und die Jahre von 1990 weitgehend ausklammerte, stand Frau Merkel nicht für Interviews zur Verfügung. Die Autorin war daher auf die Auskunftsbereitschaft von einstigen Kollegen, Mitschülern, Vorgesetzten und Freunden angewiesen. Dass das nicht unbedingt ein Nachteil sein muss, beweist ihr bemerkenswert dichtes Porträt der CDU-Vorsitzenden.
Die Pastorentochter aus der Uckermark kann auf eine der erstaunlichsten politischen Karrieren der letzten Jahrzehnte zurückblicken: Pressesprecherin beim Demokratischen Aufbruch, stellvertretende Regierungssprecherin unter Lothar de Maizière, Bundesministerin für Frauen und Jugend, vier Jahre später für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende, 1998 Generalsekretärin, April 2000 Bundesvorsitzende der CDU und damit mögliche Kanzlerkandidatin der Union für die Bundestagswahl 2002.
Seit ihrem Auftritt auf der politischen Bühne hat Angela Merkel viele Rollen gespielt und diese scheinbar mühelos gewechselt. Doch fällt es schwer, hinter dieser Geschmeidigkeit klare inhaltliche Positionen zu entdecken. Stattdessen ergibt sich das Bild einer machtbewussten Pragmatikerin ohne Visionen, die sich jederzeit am Machbaren orientiert, die Beliebigkeit nicht scheut und auch vor Populismus nicht zurückschreckt. "Ihren Aufstieg verdankt sie einer Reihe von Zufällen, der Gunst von Förderern, ihrem politischen Talent und ihrem außergewöhnlichen Mut, Chancen beherzt wahrzunehmen", urteilt Boysen, vor allem aber ihrem persönlichen Ehrgeiz und einer gehörigen Portion Machtinstinkt, den sie lange hinter einer betont freundlich-undurchschaubaren Fassade verbergen konnte. --Stephan Fingerle
Weitere Bücher von Jacqueline Boysen
Ähnliche Bücher
Das Buch besprechen
Schreiben Sie eine Besprechung und teilen Sie anderen Ihre Meinung mit. Konzentrieren Sie sich dabei möglichst auf den Inhal des Buches. Lesen Sie hierzu unsere Instruktionen zur weiteren Information.
Angela Merkel. Eine Karriere
Buchrezensionen » Angela Merkel. Eine Karriere
|
|
![Angela Merkel. Eine Karriere](/images/background.gif) |
![Angela Merkel. Eine Karriere](/images/background.gif) |
|
|
|